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Vater, geheiligt werden dein Name

Einer seiner Jünger sprach zu Jesus: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt. Lukas 11,1-2

Am 21. September 2025 feiern wir den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Sein Ursprung ist politisch und religiös motiviert: Man wollte die junge Nation stärken und religiöse Differenzen überwinden.

In den vorgängig zitierten Versen fragen die Jünger Jesus, wie man beten soll. Im Matthäus Ev., Kapitel 6, ist Jesus auf das Wie bereits eingegangen und richtet nun seinen Fokus auf den heiligen Namen Gottes.

Ein Name allein sagt uns nichts, wenn wir nicht etwas damit verbinden können. Beim Namen Gottes kommt noch die Schwierigkeit dazu, dass Gott für uns Menschen ein Geheimnis ist und bleibt. ER kann auch von denen, die ihn ernsthaft suchen nicht mit einem ganz präzisen und eingegrenzten Begriff benannt werden. Deshalb trug der Gott der hebräischen Bibel, dem Jesus vertraute, auch ganz unterschiedliche Namen. Diese sind oft mit Geschichten und Begebenheiten verbunden, die sehr persönlich waren und so einen Sinn, einen Inhalt bekamen. Von einem Namen muss man erzählen, um ihn zu begreifen. Mose lernte Gott über einen brennenden Dornbusch in der Wüste kennen und erhielt den Gottesnamen: «Ich-bin-der-ich-bin». Oder Hagar, von Abraham samt ihrem Sohn in die Wüste geschickt, nennt ihren Rettergott «El-Roi», der Gott, der mich sieht. Der Name Gottes ist wandelbar, aber sein Wesen kann erlebt werden. Menschen erfahren konkret, wie Gott begleitet und wirkt. An den beiden genannten biblischen Beispielen sehen wir auch, wie individuell Gott auf uns Menschen eingeht, wie persönlich die Gottesbeziehung ist, und damit verbunden auch die Antworten Gottes auf unsere Gebete.

Kürzlich habe ich an einem Kurs teilgenommen, an welchem wir zum Abschluss eine kleine Zeremonie gefeiert haben. Einer der Teilnehmenden hatte sich stark an einem Detail davon gestört gefühlt und uns dies lautstark wissen lassen. Als ich ihn darauf persönlich ansprach, gab er mir zu Antwort, Gott habe ihm dieses und jenes gesagt, und wir alle sollten, und müssten jetzt … usw. Ich sagte ihm, dass ich mich sehr für seine Gotteserfahrung freute, diese aber primär an ihn gerichtet sehe.

Welch Zufall wäre es sonst, dass Gott immer meiner Meinung ist, wenn mich etwas persönlich stört? So sind Konflikte vorprogrammiert. Es ist dieser manipulative Aspekt, der stört, wenn ich Gottes Name

(miss-)brauche, um meinen Willen durchzusetzen.

In meiner Tätigkeit werde ich oft auf die vielen Gewalt- und Missbrauchstaten im Namen der Kirche angesprochen, die gegenüber Menschen stattfanden. Ich verleugne sie nicht, denn es sind Tatsachen, traurige Wirklichkeit. Dafür schäme ich mich fremd. Ich frage mich dann immer, wie es dazu kommen konnte. Beim obigen Beispiel ist es mir noch einmal klarer geworden. Wenn wir den Namen Gottes für Egoismus, Macht und Gewalt missbrauchen, verstossen wir gegen das 3. Gebot, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen. Jesus meint in seiner Antwort an die Jünger, dass der Name Gottes nicht entweiht werden dürfe. Konkret: niemanden ausbeuten, herabsetzen, die Schwachen nicht unterdrücken und jegliche Form von Gewalt ausschliessen.

Heiligen heisst also: voller Mitgefühl, Liebe und Gerechtigkeit zu handeln.

Wenn wir mit dieser Einstellung beten, wird unsere Gemeinde, unsere Kirche und unsere Nation gedeihen, zu Ehren Gottes.

Pfarrer Kaspar Schweizer